Die unendliche
Geschichte:
Am 13.10.2013 ersteigerten wir bei Ebay einen Mercedes
190 Diesel aus dem Jahre 1960. Im Jahr 1961 war ich mit dem
gleichen Auto (Weinrot und Faltdach) als Chauffeur eines
Berliner Kriegsblinden 3 Wochen auf Deutschland-Tour unterwegs.
Von Berlin ging es in den Harz, ins Weserbergland, nach
Künzelsau zu einem Architekten Sperling, nach Oberbayern und
zurück nach Berlin. Obwohl ich den Führerschein auf einem Käfer
gemacht und keine Fahrpraxis hatte, kam ich mit dem Auto und
insbesondere mit der Lenkradschaltung gut zurecht.
Es war damals schon ein wunderschönes Auto.
Wir hofften, daß wir
keinen Fehlgriff gemacht hatten.
Als künftiges "Hochzeitsauto" bei Regentagen (Cabrio geschlossen
nicht zu verwenden) soll er verwendet werden.
Im November besprachen wir mit Herrn
Lensch vom Autohaus Lensch in Denklingen im Beisein von Herrn
Langhammer aus Schongau (Lackiererei) die Möglichkeit der
Restauration des Fahrzeuges. Herr Lensch gab einen Betrag
zwischen 15.000 und 20.000 € an.
Daraufhin wurde vereinbart, dass er das Fahrzeug zur
Restauration abholen könne.
Am 16.11.2013 wurde unser
Mercedes Ponton Oldtimer zum Autohaus Lensch in Denklingen zur
Restauration gebracht.
Als wir uns an folgenden Tagen den Mercedes
bei der Fa. Lensch ansehen wollten, um Näheres über die
Kosten der Restauration zu erfahren, war der Mercedes zu unser
großen Überraschung in alle Einzelteile zerlegt. Herr Lensch
sagte nur, er mache mir einen fairen Preis.
Die Karosserie ginge nun zum Sandstrahlen, da sähe man, welche
Arbeiten notwendig seien.
Da war ich der Meinung, Herr Lensch hätte sicherlich seine
Bedenken geäußert, wenn der Preis von 15.000 - 20.000 € nicht zu
halten sei.
Im Dezember, Januar und Februar zahlte ich je 5.000,00 € als
Abschlag auf die genannten Restaurationskosten. Die Restauration
sollte im Mai, dann Juli beendet sein.
|
|
Aufnahme 01.04.2014 |
Aufnahme 01.04.2014 |
|
|
|
|
|
Aufnahme 01.04.2014
|
|
|
Aufnahme 14.07.2014 |
Aufnahme 14.07.2014 |
|
|
|
|
|
|
Aufnahme 21.07.2014 |
|
Bei der Ortsbesichtigung am 21.07.
erwähnte Herr Lensch, dass für die Karosseriearbeiten bisher 360
Stunden zu je 60,00 € angefallen seien. Da wurde ich dann
stutzig. Er deutete an, dass ich noch eine weitere
Abschlagsrechnung, die Vierte, erhalten werde. Als ich mittags
nach Hause kam, lag die vierte Abschlagsrechnung schon im
Briefkasten, von der Post zugestellt.
Ich habe dann per E-Mail Herrn Lensch gebeten, mir einen
Kostenvoranschlag für die Restauration zu machen, da ich das
Gefühl habe, die genannten Kosten könnten nicht eingehalten
werden, siehe
Schriftverkehr.
Nachdem die Restaurationsarbeiten bei 80.000 € liegen würden,
kündigte
mein Anwalt in meinem Namen den Werkvertrag am 05.08.2014 und bat, die
Abschlagszahlungen mir bis zum 25.08.2014 zurückzuzahlen.
Kein normaler Mensch gibt 80.000 € für die Restauration eines
Autos aus, das anschließend einen Marktwert von nur 25.000 €
hat.
Am 22.08.2014 schrieb die
Anwaltskanzlei Burkard
aus Augsburg, ich müsse bis zum 05.09.2014 noch einen Restbetrag
von 24.000 € für die bisherigen Restaurationsarbeiten überweisen
und das Fahrzeug bis zum 10.09.2014 abholen. Da
war das Fahrzeug noch in allen Einzelteilen zerlegt.
Der Preis für die Karosseriearbeiten lag damit bei 39.000 €.
Am 22.09.2015 und am 23.02.2016 wurden jeweils in einer
öffentlichen Sitzung des Landgerichts Augsburg versucht,
die gegenseitigen Auffassungen des Klägers und des Beklagten zu
ergründen.
Mit dem Urteil des Landgerichts Augsburg vom 23.02.2016 wurde
unsere Klage auf Rückzahlung des Kostenvorschusses und
Herausgabe des Fahrzeuges abgewiesen.
Die offenen Werklohnforderungen wurden vom Gericht mit 23.985,11
€ beziffert.
Mit Beschluß des
Oberlandesgerichts München vom 21.07.2016 wurde
die Klagepartei des eingelegten Rechtsmittels der Berufung für
verlustig erklärt.
Ferner wurde festgestellt, dass gegen Zahlung von 8.800 € das
Pfandrecht des Beklagten enden würde.
Der Kfz-Sachverständige Manuel Reiniger aus Königsbrunn hatte
bei einer Ortsbesichtigung festgestellt, dass die
Karosseriearbeiten sehr ordentlich ausgeführt wurden und der vom
Gericht festgeschriebene Preis von 23.800 € angemessen sei.
Restarbeiten an den Türen wären noch notwendig, Kostenaufwand
ca. 10
Arbeitsstunden.
Die fehlenden hinteren Kotflügel hatte er weder vermißt noch in
Augenschein
genommen und daher nicht gutachtlich erfaßt.
Nachdem die Anwaltskanzlei Burkard im Namen der Fa. Lensch
erklärte, keine weiteren Forderungen zur Vermeidung weiterer
Gerichtskosten zu stellen, wurden am 23.11.2016 die Karosserie und alle Fahrzeugteile gegen
Zahlung von 8.800 € in bar Zug um Zug an uns übergeben.
Die
Fa. Hofbaur aus Augsburg, die nun den Auftrag für die Fertigstellung des
Fahrzeuges erhielt, holte das Fahrzeug von Denklingen ab.
Dezember 2017
"Sitzprobe"
April 2018
Mit dem
Himmel klappte es nicht beim ersten Mal, er wurde dann aber von
einem Autosattler eingebaut.
Juli 2018
August 2018
Als nächstes ging es an die Bremsanlage.
Bei den Bremstrommeln waren Bremsbeläge vollkommen bis zum Eisen
weggebremst.
So etwas hat "die Welt" noch nicht gesehen.
Die Bremstrommeln wurden überarbeitet, Bremszylinder und
Bremsbacken wurden erneuert.
Bei der Demontage der alten Reifen wurde festgestellt, dass das
Auto von1994 bis 1998 ohne Schläuche in den Reifen lief.
Am 12.09.2018 erhielt unser Ponton den Segen des TÜV Augsburg
und konnte am 13.09.2018 von der Zulassungsstelle in Landsberg
am Lech mit Hilfe der österreichischen Zulassungsstelle
zugelassen werden.
Mein besonderer Dank gilt Herrn
Kurt
Schnuse und seinem Team in Wertingen für die vielen
wertvollen Tipps und Hinweise auf Ersatzteil-Quellen.
Am Werk beteiligten sich:
So wird es richtig gemacht:
Vor Beginn einer umfangreichen Arbeit am Oldtimer werden alle
wichtigen Fahrzeugkomponenten bewertet und mit dem Kunden
zusammen ein
Restaurierungsplan erstellt,
damit der Oldtimer kein “Fass ohne Boden” wird (aus der
Internetseite der
Fa. Beyer, Coburg).
Im Internet fand ich folgende
Kosten der Restaurierung eines
Mercedes Ponton.
Link zu
Mercedes-Ponton
Landsberg, den 29.08.2018
Bertold Jetschke, Landsberg am Lech
www.radl-post.de
|